Bei meinem Torres-Modell handelt es sich um einen originalgetreuen Nachbau der sog. Tárrega-Gitarre (FE 17), die 1864 von Antoino de Torres gebaut wurde. Es ist eines seiner kleineren Modelle und zählte damals zu seinen ‚besseren’ und ‚teureren’ Gitarren und war zudem mit einem integrierten Tornavoz versehen.
In meinen Augen ist diese Gitarre etwas ganz besonderes, nicht nur wegen ihrer imposanten und stilistisch zeitlosen Optik, sondern auch wegen ihrer beeindruckenden Geschichte im Zusammenhang zwischen Francisco Tárrega und Antonio de Torres, die durch ihr symbiotisches und doch auch individuelles Wirken, den Grundstein für die moderne Gitarristik gelegt haben.
Der Nachbau dieses Modells ist für die historischen Aufführungspraxis der spanisch- romantischen Literatur konzipiert und entwickelt einen außergewöhnlichen Klangfarbenreichtum mit vielen Obertönen. Aufgrund der tief abgestimmten Hohlraumresonanz, bedingt durch den Tornavoz, lässt sich deutlich der Charme des frühen spanischen Gitarrentones wahrnehmen, der sich in warmen, rund klingenden Bässen äußert und auch im Diskant noch zu spüren ist.
Beim Original bestand die Beleistung aus dem üblichen Torres – System mit sieben Fächerleisten, zwei V-Leisten und dem durchbrochenen Querbalken unterhalb des Schallloches, das ich auch bei meinem Nachbau unverändert übernehme.
Bei der Gestaltung der Rosette hat sich Torres verschiedenster Elemente bedient. Das Fischgrätenmuster hat bei seiner Arbeit weitläufige Verwendung gefunden und wurde auch hier verbaut. Zusätzlich hat er ein zentrales Karomuster, sowie ein Rautenmuster an den äußeren Flanken verwendet. Bei der Herstellung der einzelnen Segmente lag die Schwierigkeit für mich nicht nur darin sie so detailgetreu wie möglich nachzubilden, sondern vielmehr darin die Farbtöne nachzugestalten. Die verwendeten Grüntöne werden von Romanillos als Grünspanbeize identifiziert und konnten ohne weiteres selbst hergestellt werden. Probleme bereitete der Blauton des Fischgrätmusters zu dem keinerlei Angaben von Romanillos gemacht wurden. Nach aufwändiger Recherche habe ich herausgefunden, dass zur Torres´ Zeit die einzige Möglichkeit Blautöne herzustellen darin bestand, das Holz mit einer Indigolösung zu beizen.
Rosette (Original) Rosette (Nachbau)
Auch bei der breiten und aufwendigen Randverzierung hat Torres das Fischgrätmuster wieder aufgegriffen und bildet zusammen mit der Rosette ein einheitliches Gesamtbild.
Rand (Original) Rand (Nachbau)
Die Bodenfuge hat Torres ebenfalls mit aufwendigen Einlegearbeiten versehen. Das hier verwendete Mäandermuster fand seinen Ursprung als Verzierung bereits in der Jungsteinzeit (9000-5000 v. Chr.) und trägt seinen Namen auf Grund der gleich lautenden Flussschlingungen. Zargen wie Bodenseitig hat er, wie auch auf der Decke, sehr breite und sehr schöne Randeinlagen mit halben Fischgrätmuster verbaut, die diesem beeindruckenden Design den letzten Schliff verpassen. Wenn man bedenkt, dass diese Gitarre Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, ohne die Verfügung von Maschinen, so erkennt man, welche handwerkliche Geschicklichkeit und welches verloren gegangenes Wissen dieser Meister des Gitarrenbaus gehabt haben muss.
Die Einführung des Tornavoz in der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts war eine weitere Innovation auf der Suche der Gitarrenbauer nach lauteren und besser klingenden Instrumenten. Man wollte damit bezwecken, die Tragfähigkeit zu erhöhen, ohne die typische Form der Gitarre zu verändern. Der Begriff „Tornavoz“, der wörtlich übersetzt „umgekehrte Stimme“ bedeutet, beschreibt die ihm deutlich zugedachte Funktion von selbst. Die Aufgabe lag vor allem im Zurückführen der Schallwellen in den Korpus, um so einen verstärkten Nachhall zu erzeugen.
Laut José Romanillos ergaben akustische Untersuchungen, dass sich durch Verwendung eines Tornavoz die „Schwingungsfrequenz“ sänkt und der Klang der Gitarre dadurch offensichtlich ein dunkleres Timbre und eine längere Nachhallzeit bekommt. Des Weiteren spricht er in seinem Buch über Klangeindrücke: „wenn die Vorrichtung richtig angebracht ist, hört der Musiker, ganz im Gegensatz zum Zuhörer, sehr wenig vom Klang seines Instruments. Aus diesem Grund ziehen es einige professionelle Spieler vor, ohne Tornavoz zu spielen, da sie das Gefühl haben, vom Publikum kaum gehört zu werden… mit einer bestimmten Entfernung zum Instrument wird jedoch eine deutlich größere Lautstärke bemerkt.“
Als Finish verwende ich ausschließlich Schellack für das gesamte Instrument, der im traditionellen Verfahren von Hand aufgetragen wird. Schellack hat im Vergleich zu anderen Lacken erhebliche Vorteile, indem er durch die Methodik der Auftragung lediglich eine sehr dünne, schützende Schicht hinterlässt, die das Schwingungsverhalten der Decke erheblich weniger einschränkt als künstliche Lacke und die Gitarre somit an Projektionskraft gewinnt. Schellack hat zudem den Vorteil, dass er reversibel und sehr leicht aufzuarbeiten ist.
Fichte
Madagaskar Palisander
Ahorn
Zypresse
640 mm
650 mm
Gotoh 35G-510P
Schellack Handpolitur